Praktik

Dynamisches Entwerfen

Allgemeine Beschreibung

Die Wiederverwendung von Materialien ist mit Unwägbarkeiten wie Verfügbarkeit, Qualität und Eignung verbunden. Dies zwingt Architekten zu einem flexiblen, agilen und lösungsorientierten Entwurfsprozess, der auf den verfügbaren Materialien und nicht auf exakten Plänen basiert. Die Arbeit mit unkonventionellen Materialien macht es erforderlich, den Bauprozess zu antizipieren, gegebenenfalls kreative Alternativen zu entwickeln, um die Qualität eines Projekts zu verbessern, und Raum für Glücksfälle zu lassen.

Beispiele

Ferme du Rail

Paris, France

Die Architektinnen verfolgten einen offenen und flexiblen Ansatz, der die sozialen Aspekt des Projekts berücksichtigte und auf Lernen, Austausch und Zusammenarbeit beruhte. Die ursprüngliche Idee der Architektinnen war es, einen Raum für das Restaurant und das Gewächshaus zu schaffen. Beide Orte erfordern jedoch völlig unterschiedliche thermische Anforderungen. Ein Gewächshaus, das aus Glaspaneelen besteht, ist sehr schlecht isoliert und wird im Sommer sehr heiß, während ein Restaurant im Sommer und Winter gut isoliert sein muss. Daher beschlossen die Architektinnen, ihr ursprüngliches Konzept nicht beizubehalten, sondern die beiden Räume zu trennen, was sich im Hinblick auf Energie, Kosten und Isolierung als vernünftige Entscheidung erwies.

CRCLR

Berlin, Deutschland

Im Mittelpunkt der Realisierung stand ein alternativer Planungsprozess, der eng mit den traditionellen Leistungsphasen verknüpft war. Dabei wurde eine flexible und reaktive Planung basierend auf den verfügbaren wiederverwendeten Materialien gemacht. Falls wiederverwendete Komponenten nicht verfügbar waren, wurden neue Materialien verwendet. Mit der Bauherrin wurden folgende Ziele vereinbart:
1. Zirkuläres Bauen als zentrale Aufgabenstellung: Alle Bauteile und -stoffe wurden so verbaut, dass sie wiederverwendbar sind und ausschließlich aus bestehenden Kreisläufen stammen (biologisch und technisch)
2. Genehmigungsfähige Lösungen für maximal 100% des unveränderten Budgets
3. Baubeginn zusammen mit der Baustelle im Bestand
4. Durchgängig barrierefreie Wohnungen ohne Maisonette
5. Mehr Nutzflächen und weniger Technikflächen
6. Verbesserung der CO2-Bilanz in Bau (graue Energie) und Betrieb und eine möglichst hohe KfW55-Fähigkeit mit einer verbesserten, möglichst Passivhaus-tauglichen Hülle
7. Höhere Nutzungsvariabilität und bauliche Anpassungsfähigkeit während des gesamten Lebenszyklus
8. Bessere Anpassung an die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer:innen
9. Verbesserung des Verhältnisses Nutzfläche vs. Volumen und der Nutzbarkeit individueller und gemeinsamer Außenflächen