STROHUIS
Braunschweig, Germany- Bauzeit
- 2015-2016
- Gebäudetyp
- Neubau
- Bauherr*in
- Privat
- Architektur
- CHRITH architects
- Projektpartner
- Zimmerei Holzwerk Bohlmann & Brandes (wood construction), Baustroh GmbH (advice & licensing of straw construction)
- Größe
- 189m2
- Nutzung
- Wohnen
- Website
- Link ↗
- Banner image
- CHRITH Architects
Allgemeine Beschreibung
Das Strohuis befindet sich in Braunschweig (Deutschland) und wurde von CHRITH, einem Architekturbüro mit Sitz in den Niederlanden, geplant. Von Anfang an wollte der Bauherr ein Gebäude mit dem kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck errichten. Dies führte zu einer Kostensteigerung von 10-20% gegenüber einem durchschnittlichen Einfamilienhaus. Dennoch ist das Projekt mit einer Nettogrundfläche von 189 m2 ein herausragendes Beispiel für kostengünstige und ressourcenschonende Architektur im ländlichen Raum. Es zeigt die Einfachheit des Bauens mit natürlichen Materialien und deren enormes Potenzial für einen Wandel im Bauwesen.
EINFÜHRUNG IN DIE ZIRKULARITÄT
Mit Ausnahme des Fundaments sind fast alle im Strohuis verwendeten Materialien biobasiert. Diese Tatsache machte den Planungsprozess zeit- und kostenintensiver und erforderte eine tiefgreifende Kommunikation zwischen dem Architekten und allen anderen beteiligten Parteien. Dies senkt jedoch die Ausfallkosten im Vergleich zu einem konventionellen Gebäude, da es sehr detailliert geplant wurde. Ein Netzwerk von Landwirten in Verbindung mit einem Zertifizierungsunternehmen ermöglichte die lokale Wertschöpfungskette von Stroh als Dämmstoff. Ein weiterer Aspekt ist der Selbstbau: Die Bauherren beteiligten sich am Bau, indem sie das Stroh vor Ort zu vorgefertigten Paneelen pressten und auch bei der Lehmfüllung als Teil der Gebäudehülle halfen.
PRAKTIKEN
Wenn man das Projekt skalieren würde, die Komponenten wiederholt würden und die Vorfertigung möglich würde, könnte das Gebäude durchaus mit der konventionellen Bauweise konkurrieren.
Christina Eickmeier, CHRITH Architekten
Für Stroh gibt es keine Normung und keine genauen Kennwerte, da das Material in verschiedenen Regionen unterschiedliche Eigenschaften hat. Aus diesem Grund wurde in Deutschland die Firma Baustroh GmbH gegründet. Das Unternehmen hat ein Netz von Landwirten in Deutschland aufgebaut, die Stroh als Baumaterial pressen können und bietet eine Zertifizierung an. Das Zertifizierungsverfahren für Strohballen als Dämmstoff ist sehr einfach. Wichtig sind nur die Dichte, die Abmessungen und der Trockenheitsgrad. Für das Strohuis lieferte ein Landwirt in Verden, Norddeutschland, nicht weit vom Projekt entfernt, das Stroh. Dieser Landwirt hat sich auf das Pressen von Stroh für Gebäude spezialisiert und ist auch der größte Lieferant der Baustroh GmbH. Sein Geschäftsmodell besteht darin, dass er ein Netzwerk von benachbarten Landwirten in seiner Region aufbaut und für diese das Stroh in einer Standardgröße und -dichte presst. So entsteht aus einem lokalen Netzwerk ein Baustoff, der in ganz Deutschland oder sogar in der EU verkauft werden kann.
Materialinventar und Lieferketten
Wenn man sich andere biobasierte Materialien ansieht, stellt man fest, dass ihnen in den meisten Fällen Zusatzstoffe beigemischt sind, die eine Rückführung des Materials in die Natur unmöglich machen.
Christina Eickmeier, CHRITH Architekten
Die Baumaterialien für das Strohhuis Braunschweig kamen aus der näheren Umgebung. So wurde beispielsweise der Kies für das Fundament von einem lokalen Unternehmen geliefert, das in engem Kontakt mit anderen relevanten Handwerkern stand. Dank der Baustroh GmbH konnte eine lokale Lieferkette für Stroh aktiviert werden. Die Dachkonstruktion und andere Hölzer wurden vom Sägewerk Harz geliefert, das sich in der Nähe der Baustelle befindet. Die Fenster wurden von einem dänischen Hersteller importiert. Mit diesem Projekt wurde ein lokales Netzwerk von Materialien geschaffen, das sich dadurch auszeichnet, dass von der Beschaffung bis zum Bau vor Ort manchmal nur eine einzige Verarbeitungsstufe erforderlich ist.