Bombasei Areal

Nanikon, Switzerland
Bauzeit
2019-2020
Gebäudetyp
Neubau
Bauherr*in
Bombasei AG
Architektur
Atelier Schmidt GmbH
Projektpartner
Venzin Baumanagement AG (construction management), Bruhwiler AG Bauing. & Planer Gossau (concrete engineering), Josef Kolb AG (fire protection & wood engineering), Klinova AG (building services), Dr. Heinrich Jackli AG (geology, investigation), KIBAG Bau-leistungen AG (dismantling), BEREUTER Bau AG (builder), Zaugg AG Rohrbach (wood construction)
Größe
4921 m2 NFA, 8430 m2 GFA
Nutzung
Wohnen
Website
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Georg Hubmann

Allgemeine Beschreibung

Bei dem Projekt handelt es sich um die erste Strohballensiedlung in der Schweiz. Diese ist auf dem alten Fabrikgelände von Bombasei in Nänikon, einem kleinen Dorf östlich von Zürich, entstanden. Die Siedlung besteht aus drei unabhängigen Gebäuden mit insgesamt 28 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe. Die Gebäude stehen auf einer Tiefgarage. Es sind verschiedene Wohnungstypen entstanden, vom Einzimmer-Atelier bis zum mehrstöckigen Reihenhaus mit fünfeinhalb Zimmern. Die Mischung der Wohnungen bietet attraktiven Wohnraum für junge Familien, Paare, Senioren und Singles.

EINFÜHRUNG IN DIE ZIRKULARITÄT

Die für die Herstellung der Gebäudekomponenten erforderliche Energie, der Energieverbrauch des Gebäudes während des Betriebs und die spätere Nachnutzung der Baumaterialien waren die wichtigsten Aspekte in der Planung des Projekts. Das Gebäude ist im Holzmodulbau entstanden. Die Holzrahmenkonstruktion wurde mit Stroh als Dämmmaterial gefüllt und mit Kalk verputzt, bevor sie zur Baustelle transportiert wurde. Durch die Wahl nachhaltiger und natürlicher Baumaterialien wird das Projekt von der Produktion über den Betrieb des Gebäudes bis hin zum Recycling der Materialien positive Auswirkungen haben. Die 90 cm dicken Außenwände senken die Energiekosten erheblich und schützen die Bewohner vor der Sommerhitze. Ein Nachteil des Projekts war der Abriss eines bestehenden Gebäudes vor Ort.

PRAKTIKEN

Stroh hat im Gegensatz zu anderen Baustoffen keine Lobby. Und dies trotz all seiner ökologischen und energetischen Vorteilen.

Paul Schmidt, Architekt

Design für Modularität

Die gesamte Siedlung besteht aus 68 vorgefertigten Holzmodulen, die mit Strohballen gefüllt sind. Insgesamt wurden 420 Tonnen Stroh verbaut. Die Holzrahmenkonstruktion wurde aus Modulen gebaut, die von der Zaugg-Rohrbach AG zusammengesetzt und dann mit gepresstem und getrocknetem Stroh gefüllt wurden. Die Montage der vorgefertigten Holzmodule dauerte nur vier Wochen.

Design von Lowtech

Im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden wurden bei diesem Projekt nur wenige Materialien verwendet. Mit den Holz-Stroh-Modulen werden eine technisch einfache Konstruktion und geradliniges Design umgesetzt. Außerdem reduziert die starke Isolierung die Gebäudetechnik für Heizung und Kühlung auf ein Minimum.

Anwendung von Passivhaus Strategien

In einem Interview erklärte der Architekt Paul Schmidt, dass die Wände der Metapher eines Schlafsacks folgen. 90 cm dicke, mit Stroh gedämmte Außenwände verhindern, dass Wärme aus dem Gebäude verloren geht. Im Sommer entsteht ein Kühleffekt. Außerdem kann die von der PV-Anlage auf dem Dach erzeugte Energie möglicherweise das gesamte Gebäude ohne zugekaufte Energie beheizen, auch im Winter.

LOBBYING FÜR MATERIALIEN

Wer mit Stroh baut, benötigt Kontakte zu lokalen Unternehmen, die ihrerseits Kontakte zu Landwirte haben, von denen die Strohballen bezogen werden. Diese lokalen Wertschöpfungsketten funktionieren schon gut, aber könnten noch mehr gefördert werden. Dazu müssen die Rohstoffquellen bekannt sein und die Transparenz entlang der Kette erhöht werden. Stroh sollte von den Akteuren als praktikable und qualitativ ebenbürtige Alternative zu anderen Dämmmaterialien gefördert werden.

Verwendung von biobasierten und erneuerbaren Materialien

Das kostengünstige Stroh ist aufgrund seiner geringen Wärmeleitfähigkeit ein idealer Dämmstoff. Außerdem trägt es zu einem guten Raumklima bei. Im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen, die zum Teil in sehr aufwändigen Verfahren hergestellt werden, enthalten Strohballen viel weniger graue Energie. "Stroh fällt beim Getreideanbau ohnehin an", erklärt Architekt Paul Schmidt. "Indem wir es als Baumaterial verwenden, setzen wir ein landwirtschaftliches Nebenprodukt ein". Die Strohwände werden von außen durch einen Kalkputz vor eindringender Feuchtigkeit geschützt und dadurch auch feuerfest gemacht.

Materialinventar und Lieferketten

Die meisten Rohstoffe wurden in einer Entfernung von mehr als 100 Kilometer vom Projektstandort abgebaut. Zum Beispiel wurde der Kies für die Betonelemente in Deutschland abgebaut. Das Stroh für die Dämmung stammt aus der Region Besancon in Frankreich. Das Fichtenholz für das Rahmenwerk kam größtenteils aus der Slowakei, mehr als 500 km vom Projektstandort entfernt. Die weiteren Verarbeitungsschritte erfolgten zumeist in der näheren Umgebung des Projektstandorts (mit Ausnahme des Brettsperrholzes). Die Holzrahmenkonstruktion wurde aus Modulen gebaut, die von der Zaugg-Rohrbach AG zusammengesetzt und mit getrocknetem und gepresstem Stroh gefüllt wurden.