Mjøstårnet

Brumunddal, Norway
© by Vjus AS
Bauzeit
2017 - 2019
Gebäudetyp
Neubau
Bauherr*in
AB Invest AS (Arthur Buchardt)
Architektur
Voll Arkitekter AS
Projektpartner
Hent AS ,Moelven Limtre AS, Sweco Norge AS, Woodcon AS + Stora Enso AB, Metsä Wood, RVTAS, Woodify AS , Norsk Stål AS , Gunnar Hippe AS, Celsa Steel Service AS, Con-Form Norge AS, BetongØst AS, Lian Vinduer AS, Profilteam AS, and others
Größe
10500 m2
Nutzung
Gemischte Nutzung (Hotel, Restaurant, Wohnungen, Büros, Schwimmhalle)
Website
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Vjus AS

Allgemeine Beschreibung

Am Ufer des größten Sees Norwegens erhebt sich das Mjøstårnet mit einer Höhe von 85,4 Metern über die umgebende Landschaft. Es befindet sich in Brumunddal, einer kleinen Stadt etwa 100 km nördlich von Oslo. Als das Gebäude 2019 nach einer zweijährigen Bauphase eröffnet wurde, erhielt es die Auszeichnung als höchstes komplett aus Holz errichtetes Gebäude der Welt. Der 18-stöckige Turm beherbergt ein Hotel, ein Restaurant, Büros, Apartments, eine öffentliche Dachterrasse und eine Schwimmhalle. Viele lokale Unternehmen und Lieferanten waren an dem Projekt beteiligt und bemühten sich, vorrangig lokale Ressourcen zu nutzen, wobei der Fokus klar auf Holz gelegt wurde.

EINFÜHRUNG IN DIE ZIRKULARITÄT

Das wichtigste zirkuläre Potenzial des Projekts liegt im lokalen Ansatz: viele Materialien und ein Großteil des Fachwissens stammen aus der Region Brumunddal. Die Stärkung der lokalen Wirtschaft, die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, die Verbesserung des lokalen Wissens und die Verkürzung der Transportwege waren einige der miteinander verbundenen Vorteile. Dennoch ist das Mjøstårnet nicht vollständig von der globalisierten Wirtschaft abgekoppelt, weil das Brettsperrholz (CLT) in Österreich hergestellt wurde. Zwei Materialien sind im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft besonders interessant: Holzverbundwerkstoffe (GLT, CLT, LVL) und Stahl als unverzichtbares Material mit starken strukturellen Eigenschaften. Letzteres ist für ein Gebäude dieser Höhe schwer zu ersetzen, wurde aber mit einer nachhaltigen Methode hergestellt, was die Umweltbilanz erheblich reduzierte. Auf der Gestaltungsebene tragen modulare Ansätze sowie einfache Bauprinzipien in Kombination mit einer Verbindungstechnologie, die eine Demontage ermöglicht, zum potenziellen zweiten Leben der Materialien bei. Der Hauptfokus des Projekts lag jedoch auf der langfristigen Erhaltung des Gebäudes.

Der Bau eines solchen Gebäudes ist ein riesiges IKEA-Möbelstück.

Rune Abrahamsen
© by Julia Freiin Rinck von Baldenstein & Marie Quante

PRAKTIKEN

Wir sollten in Zukunft mehr hohe Holzgebäude in städtischen Gebieten bauen.

Rune Abrahamsen, CEO von Moelven Limtre AS, Interview Jan. 2022

 

Design für Modularität

Der Bau des Mjøstårnet-Gebäude wäre ohne die Verbindungstechnik, die das Tragwerk aus Brettschichtholz-Säulen, -Trägern und -Diagonalen zusammenhält, nicht möglich gewesen. Die Verbindungstechnik basiert auf Stahlplatten, die in Holzelemente eingeschoben und mit Schrauben oder Dübeln verbunden werden. Das primäre Tragwerk des Gebäudes wurde von Moelven Limtre in einer nahe gelegenen Produktionsstätte hergestellt. Jedes Teil wurde in exakten Abmessungen vorgefertigt und direkt vor Ort montiert. Nur eine Diagonale passte nicht und musste ausgetauscht werden.

Verwendung von biobasierten und erneuerbaren Materialien

Der Großteil des Hochhauses besteht aus Holz. Verleimtes Brettschichtholz (GLT) wird für die Säulen, Träger und Diagonalen des primären Tragwerks verwendet. Treppenhäuser und Aufzugsschächte bestehen aus Kreuzlagenholz (CLT) und vorgefertigte Fassadenelemente mit Holzverkleidung bilden die äußere Hülle des Gebäudes. Erst ab der 12. Etage sorgen Betonplatten für zusätzliches Gewicht und verbesserte Dynamik. In Massen produzierte Holzprodukte (GLT, CLT, LVL) bestehen aus Holzschichten, die unter verschiedenen Winkeln und Dicken miteinander verleimt sind. Abhängig von der Lebensdauer des Holzes kann es CO2-neutral oder sogar -negativ sein, während der Einsatz von Klebstoffen ein ungelöstes Problem darstellt.

Kosteneffizienz erzeugen

Das Mjøstårnet-Projekt wurde ohne vorherige Fügungen errichtet, was viel Zeit und Kosten sparte. Das Holztragwerk wurde in selbst stabilisierenden Stufen von vier bis fünf Geschossen errichtet. Sobald acht Geschosse installiert waren, begann der Fassadenunternehmer mit der Montage der Fassadenelemente. Für den Bau war ein Turmkran sowie zusätzliche mobile Kräne und Aufzüge erforderlich, aber kein externes Gerüst. Die Gesamtkosten des Mjøstårnet waren nur 2-3 % höher als die Kosten eines konventionellen Gebäudes. Ein weiterer Ansatz, der zur Kosteneinsparung beitrug, war die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, die ein Gebäude aus anderen Materialien als aus Holz nicht genehmigt hätten.

Materialinventar und Lieferketten

Brettschichtholz (GLT) wurde für die primäre Tragstruktur eingesetzt und als das prägendste Material des Gebäudes wurde es in der Region Brumunddal bezogen und verarbeitet. Die vorgefertigten Elemente, die Glasfassade und der Fertigbeton stammen aus Produktionsstätten in unmittelbarer Umgebung. Weitere Produktionsorte befinden sich hauptsächlich in Skandinavien, so wurden zum Beispiel Stahlbeton, Stahlelemente, Fertigbeton und Fenster in Norwegen hergestellt, Thermoholz in Schweden hergestellt und das Brettschichtholz (LVL) in Finnland. Weiteres Brettschichtholz (CLT) wurde in Österreich produziert.