K.118

Winterthur, Switzerland
© by Georg Hubmann
Bauzeit
2021
Gebäudetyp
Dachaufstockung
Bauherr*in
Stiftung Abendrot
Architektur
Baubüro in situ
Projektpartner
Oberli Ingenieurbau AG (Bauingenieur), Josef Kolb AG, Stefan Signer (Holzbauingenieur)
Größe
1160 m2
Nutzung
Gemischt (Büros, Studios)
Website
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Georg Hubmann

Allgemeine Beschreibung

K.118 ist die preisgekrönte dreistöckige Erweiterung eines alten Lagerhauses in Winterthur (Schweiz). Das Architekturbüro setzte hauptsächlich wiederverwendete und natürliche Materialien ein, wobei das Ziel darin bestand, so viele Bauteile wie möglich wiederzuverwenden und ihre Wiederaufbereitung auf ein Minimum zu reduzieren. Es wurden im Vergleich zu einem Neubau 60% der Treibhausgasemissionen und 500 Tonnen Primärmaterialien eingespart. Die Kosten überstiegen dabei nicht die Kosten eines Gebäudes, das zur Gänze mit neuen Materialien gebaut worden wäre.

It must become standard practice to assemble buildings in such a way that they can be taken apart again.

Barbara Buser, Baubüro in situ

EINFÜHRUNG IN DIE ZIRKULARITÄT

Das Projekt demonstriert eindrucksvoll die Vorteile der Renovierung und Erweiterung bestehender Gebäude im Vergleich zum Abriss. K.118 wurde fast ausschließlich mit biobasierten und wiederverwendeten Elementen errichtet. Wiederverwertete Materialien wurden in ihrer höchstmöglichen Wertigkeit genutzt. Zum Beispiel wurden Fenster in ihrem zweiten Leben wieder als Fenster und Türen als Türen verwendet, Stahlstrukturen als Stahlstrukturen. Die kostengünstigen second hand Materialien erfordern jedoch spezialisierte Arbeitskräfte, um sie ordnungsgemäß wieder einzubauen, was aber wiederum Nachhaltigkeit für die lokale Wirtschaft bedeutet. Die meisten neuen Baustoffe sind regenerativ und haben einen geringen CO2-Fußabdruck (Holz, Stroh, Ton). Diese Materialien schließen ihre eigenen Kreisläufe, sofern sie nicht übermäßig mit Klebstoffen gemischt werden. Letztendlich wurde die Aufstockung so konzipiert, dass sie wieder rückgebaut werden kann und zukünftige Änderungen und Wiederverwendungen ermöglicht.

© by Mairi Zountsa & Jonas Möller

PRAKTIKEN

Sobald wir ein bereits genutztes Bauteil ausgewählt haben, müssen wir viele Informationen darüber sammeln, damit wir es entsprechend verwenden können. Im Gegensatz zu neuen Produkten sind diese Daten in der Regel nicht sofort verfügbar.

Kerstin Müller, Baubüro in situ

Entwerfen von materialbasierten

Die Fassadenplatten stammen aus der Ziegler-Druckerei, aber ihre Profile sind nicht identisch: sie haben zwar die gleiche Tiefe, variieren jedoch in ihrer Breite. Dadurch konnten die Platten nicht gut miteinander verbunden werden. Das Problem wurde gelöst, indem Fassadenteile überlappt wurden. Die ursprünglich zweigeschossige Stahlstruktur wurde übereinander gestapelt, um den Rahmen der dreigeschossigen Erweiterung zu bilden. In der Grundrissplanung ragt die rechteckige Struktur über das vorhandene Gebäude hinaus. Anstelle einer Verkürzung wurde eine Auskragung geplant, die dem Gebäude eine markante Form verleiht. Die Treppe, die ursprünglich innen vorgesehen war, wurde nach außen verlegt, da diese und die Stahlstruktur unterschiedliche Geschosshöhen aufweisen. Im Erdgeschoss und im ersten Stock des neuen Gebäudes waren einige zusätzliche Stufen erforderlich, um die Ebenen an die Dimension der Treppe anzupassen. Im Fall von K.118 wurden die Funktionen des Gebäudes getrennt und somit modular anpassbar gestaltet, um die Möglichkeit zu geben, Räume zukünftig zu verändern.

Design für die Demontage

Die Aufstockung des Gebäudes wurde so konstruiert, dass alle Komponenten wieder rückgebaut werden können. Die Konstruktion ist einfach, sichtbar und zugänglich. Die Komponenten sind so weit es möglich war nur verschraubt oder geklemmt und nicht verklebt oder vermauert. Vorhandene Strukturen können somit leichter ersetzt, repariert oder wiederverwendet werden. Die Fähigkeit eines Gebäudes, sich für zukünftige Nutzungen anzupassen, eine Wiederverwendung von Materialien zu ermöglichen und letztendlich demontiert zu werden, sind Qualitäten, welche die Baubranche anstreben sollte.

Systematisierung der Materialsuche

Bei der Skalierung des Gestaltungsansatzes von K.118 ist die Verfügbarkeit geeigneter Materialien entscheidend. Um den Einsatz von Sekundärmaterialien in größeren Projekten zu etablieren, muss das Netzwerk rund um wiederverwendete Materialien gestärkt werden. Eine Dokumentation von geplanten Gebäudeabbrüchen und verfügbaren Baumaterialien sowie verbesserte Logistik sind entscheidende Faktoren für diese Transformation.

Materialinventar und Lieferketten

Die wiederverwendeten Komponenten stammen größtenteils von Abbrüchen aus Industriegebäuden und haben einen relativ geringen Transportaufwand, da sie entweder aus der näheren Umgebung sind, sich aber immer innerhalb von 100 km Entfernung vom Gebäude befanden. Es wurden zwar auch einige neue Materialien verwendet, die eine längere Strecke zurücklegten, aber im Vergleich zur Gesamtmasse des Gebäudes waren diese nicht signifikant.