VILLA WELPELOO

Enschede, Niederlande
Bauzeit
2009
Gebäudetyp
Neubau
Bauherr*in
Privat
Architektur
Superuse Studio
Projektpartner
TJ Knol, IJC Blans
Größe
312 m2
Nutzung
Wohnen, Ausstellungsfläche
Website
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Allard van der Hoek

Allgemeine Beschreibung

Villa Welpeloo, entworfen von den niederländischen Architekten Jan Jongert und Jeroen Bergsma von Superuse Studio, gilt als eines der wegweisenden Wohnprojekte in den Niederlanden, das einen starken Fokus auf die Wiederverwendung von Materialien legt. Diese Einfamilienhaus in Enschede widersetzt sich der Vorstellung, dass es sich um eine Struktur handelt, die aus Überresten vergangener Existenz zusammengesetzt ist. Architektonisch erzeugt die Anordnung der zwei Etagen ein faszinierendes Zusammenspiel sich kreuzender Volumina, während die Integration wiederverwendeter Materialien das Design nicht wesentlich einschränkt.

EINFÜHRUNG IN DIE ZIRKULARITÄT

Während der Entwicklung dieses Gebäudes bestand das Hauptziel darin, vorhandene lokale Bauelemente zu finden und zu nutzen, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Dadurch wurden auch die Emissionen durch den Transport erheblich reduziert. Anstatt ausschließlich Materialien auszuwählen, die speziell für architektonische Zwecke geeignet sind, gestaltete Superuse Studio das Projekt auf Basis der in unmittelbarer Nähe verfügbaren Materialien. Dieser bahnbrechende Ansatz verdeutlicht eine Veränderung im Markt und zeigt auf, dass es möglich ist, Strukturen unter Verwendung des vorhandenen (städtischen) Materialbestands zu errichten, um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zu fördern. 

PRAKTIKEN

Das Erkennen von Chancen sind grundlegende Fähigkeiten für das, was zu einem neuen Beruf werden könnte: dem Superuse-Scout. 

Ed van Hinte, Jan Jongert and Césare Peeren

Professionelle in der Architektur müssen sowohl über Kenntnisse im Transportwesen und Kostenkalkulationen, als auch über Methoden verfügen, um gefundene Materialien einsetzbar zu machen. 

Ed van Hinte, Jan Jongert and Césare Peeren

Entwerfen von materialbasierten

Dieser Ansatz weicht von der konventionellen Methode der Materialauswahl in der Architektur ab. Anstatt Materialien aus einem vordefinierten Pool zu wählen, der mit ihrer Designvision übereinstimmt, ging Superuse Studio einen anderen Weg. Sie suchten aktiv nach potenziellen Materialien und Elementen durch eine umfangreiche Recherche und ließen ihr Design von der Verfügbarkeit dieser Ressourcen beeinflussen. Diese Umkehrung der Perspektive unterstreicht ihr Engagement für die Erkundung eines breiteren Spektrums an Möglichkeiten und die Nutzung der kreativen Chancen, die sich durch die Arbeit mit bereits vorhandenen Materialien in der Umgebung ergeben.

Systematisierung der Materialsuche

Die Harvest Map dient als entscheidendes Werkzeug im Designprozess von Superuse und leitet ihren Weg zu einer kreislauforientierten Strategie. Sie legt einen starken Schwerpunkt auf Materialität und Ursprung der Ressourcen und rückt diese Aspekte effektiv in den Fokus ihrer Entwürfe. Indem potenziell wiederverwendbare Materialien für die Baukonstruktion kartiert werden, verleiht Superuse Studio ihnen ein zweites oder sogar drittes Leben und reduziert somit die Nachfrage nach neu produzierten Elementen. Mithilfe digitaler Kartierungswerkzeuge konnten die Architekten potenzielle Materialquellen in der Umgebung identifizieren. Sie katalogisierten diese Komponenten und berücksichtigten deren vorherige Verwendung, um Möglichkeiten für deren innovative und nachhaltige Wiederverwendung zu erkunden.
Mithilfe digitaler Kartierungswerkzeuge konnten die Architekten potenzielle Materialquellen in der Umgebung identifizieren. Sie katalogisierten diese Komponenten und berücksichtigten deren vorherige Verwendung, um Möglichkeiten für deren innovative und nachhaltige Wiederverwendung zu erkunden.

Wiederverwendung von Materialien

Etwa 60% der Hauptelemente von Villa Welpeloo werden wiederverwendet, darunter die Holzfassade, die Stahlstruktur und Teile der Inneneinrichtung. Bemerkenswerterweise stammt ein Großteil dieser Materialien aus lokaler Quelle, wobei die am weitesten entfernte Komponente eine Entfernung von nur 30 km bis zur Baustelle zurücklegte.
Bei der Gestaltung der Fassade fanden ehemalige Kabeltrommeln und Holzplanken eine neue Verwendung, während der Großteil der Stahlstruktur aus einer früheren Textilmaschine stammte. Durch diese einfallsreichen Entscheidungen konnte das Projekt eine bemerkenswerte Reduzierung der Kohlendioxidemissionen erzielen. Im Vergleich zu einem neu errichteten Gebäude vermied Villa Welpeloo während des Bau- und Fassadenprozesses 90% der CO2-Emissionen.

Materialinventar und Lieferketten

Die Architekten begannen ihre Suche nach Materialien, indem sie die lokale Umgebung nach Abfallmaterialien durchsuchten. Ihr Ziel war es, die nachteiligen Auswirkungen des Transports zu minimieren, indem die Baumaterialien in unmittelbarer Nähe zur Baustelle gehalten wurden. Die wichtigsten Komponenten des Gebäudes, einschließlich Stahl, Holz und Isolierung, wurden innerhalb einer maximalen Entfernung von 18 km bezogen, um die Transportwege für diese Schlüsselmaterialien minimal zu halten. Dieser bewusste Ansatz reduzierte nicht nur die CO2-Emissionen, sondern verdeutlichte auch das Bekenntnis zur nachhaltigen Baupraxis.